Über 460.700 Euro Forschungsbudget an fünf vielversprechende Einreichungen beim iHUB-Pitch vergeben

Erfolgreiche vierte Runde des iHUB-Pitchs

Am gestrigen Donnerstag, den 20. Februar 2025, fand der mittlerweile vierte iHUB-Pitch statt. iHUB steht für InSignA Innovation Hub und ist eine vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TMWLLR) geförderte Initiative. Ziel ist es, Gründungsteams, Start-ups und Forschende mit vielversprechenden Ideen in den Bereichen Sensorik, Signalanalyse, Digitalisierung und Assistenzsysteme zu unterstützen. Der Ilmenauer InSignA Innovation Hub und der jährliche Ideenwettbewerb iHUB-Pitch werden durch das Ilmenauer Leistungszentrum InSignA koordiniert. In diesem Jahr können sich fünf Teams über eine zweckgebundene Förderung ihrer Ideen in einer Gesamthöhe von 460.700 Euro freuen.

Insgesamt 70 Gäste, Juroren sowie die Kandidatinnen und Kandidaten des Ideenwettbewerbs trafen sich gestern Nachmittag im Ilmenauer Parkcafé zum Ausscheid um die Förderung ihrer innovativen Forschungsideen. Moderiert durch Linda Drescher stellten insgesamt elf Teams ihre Ideen in jeweils fünf Minuten vor den Anwesenden und der diesjährigen Jury vor. Am Ende setzten sich folgende Teams gegen die starke Konkurrenz durch und freuen sich jetzt über die Förderung ihrer Ideen:

  • Healyan GmbH
  • 6G Sens Projektteam der TU Ilmenau
  • Omnisent GmbH
  • Fritz-Hofmann-Gymnasium Kölleda
  • DELFA Systems GmbH

Wirtschaftsministerin ist Schirmherrin des Ilmenauer iHUB-Pitchs

Die Schirmherrin des iHUB-Pitchs, Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John, dankte in ihrem Grußwort allen teilnehmenden Teams: „Wir brauchen mehr Menschen, die – wie Sie – den Schritt in eine Selbständigkeit wagen und Forschungsergebnisse schnell in neue, marktfähige Produkte überführen.“

Davon, so die Ministerin weiter, hänge letztlich der Erfolg Thüringens als Wirtschaftsstandort ab. Auch der laufende Strukturwandel in vielen wirtschaftlichen Branchen und Bereichen lasse sich nur mit neuen Technologien und Geschäftsideen bewältigen.

Laut dem aktuellen Report „Next Generation“ des deutschen Start-up-Verbands gab es im Jahr 2024 in Thüringen 27 innovative Neugründungen – Rang 14 unter allen Bundesländern. „Natürlich geht es bei Unternehmensgründungen immer um Klasse statt um Masse. Dennoch bleibt unser Anspruch, diese Platzierung in den kommenden Jahren schrittweise zu verbessern“, so Boos-John.

Thüringer Innovation Hubs zur Stärkung des regionalen Gründungsgeists

Die Ministerin betonte, dass Gründerformate wie die Thüringer Innovation Hubs – neben dem iHUB in Ilmenau gibt es auch den Digital Innovation Hub Photonics (DIHP) in Jena – ein wichtiger Beitrag zur Erreichung dieses Ziels sind. Das Land unterstützt deswegen diese zwei Initiativen bis Ende 2026 mit 4,2 Millionen Euro.

Anzahl der Bewerbungen für den iHUB-Pitch in diesem Jahr deutlich gestiegen

Erste Erfolge dieser Unterstützung durch das Land Thüringen sind bereits spürbar. So folgten dem Aufruf zur Einreichung von Ideen in diesem Jahr insgesamt 19 Teams. „Das sind so viele Einreichungen wie noch nie“, freut sich der Sprecher des InSignA Innovation Hubs, Professor Thomas Sporer.

„Die mittlerweile hohe Zahl an Einreichungen zeigt zum einen, wie viele gute Ideen und wie viel Innovationspotenzial es im Bereich Sensorik und Signalanalyse gibt und zum anderen, dass das Förderkonzept des InSignA Innovation Hubs sehr attraktiv für junge Unternehmen und Gründerteams ist“, so Sporer weiter.

Aus den 19 eingereichten Bewerbungen wurden zwölf Ideen für den gestrigen Pitch zugelassen, ein Team zog seine Einreichung gestern kurzfristig zurück. Über die Förderung entschied eine Jury, bestehend aus Vertretenden von Unternehmen und der Thüringer Start-up Szene, öffentlichen Einrichtungen sowie Venture-Capital- und Landesgesellschaften.

Zweckgebundene Forschungsmittel für die Gewinnerteams

Die fünf prämierten Teams erhalten für dieses Jahr eine Forschungs- und Entwicklungsunterstützung im Umfang von bis zu sechs Personenmonaten. Damit können die Teams beispielsweise Machbarkeitstests oder die Entwicklung marktfähiger Prototypen und Demonstratoren vorantreiben.

Bei der Umsetzung ihrer Pläne werden die Gewinnerteams durch Forschungspartner des Ilmenauer Leistungszentrums InSignA unterstützt. Zu den Partnern gehören sieben Fachgebiete der Technischen Universität Ilmenau, fünf Thüringer Fraunhofer-Einrichtungen und das IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH (IMMS GmbH).

Vorstellung der prämierten Ideen

Healyan GmbH: Integration eines Trägerton modulierenden Tongenerators in eine Smartphone-App zur Verbesserung der klinischen Anwendung audiovisueller Neuromodulation

Das junge Unternehmen konnte die Jury zum zweiten Mal in Folge für eine Forschungsförderung begeistern. Im letzten Jahr präsentierte Unternehmer Philipp Caspari bereits die Healyan Glasses, ein System mit Brille und App. Durch stroboskopische, lichtbasierte Stimulation von Gehirnzellen soll die Brille neurodegenerativen Erkrankungen vorbeugen und das Wohlbefinden sowie die Konzentration steigern.

In diesem Jahr präsentierte Caspari einen erweiterten Ansatz, mit dem das visuelle System jetzt um hirnstimulierende Töne ergänzt werden soll. Durch die Kombination visueller und akustischer Stimulation soll ein neuartiger therapeutischer Ansatz entwickelt werden.

6G Sens Projektteam der TU Ilmenau: Innovative Funktechnologie für Sensorik in der 6G-Mobilfunkinfrastruktur

Das junge Gründerteam präsentierte der Jury ihre Idee, den aktuell in Entwicklung befindlichen 6G-Mobilfunkstandard erstmals mit Sensorik zu kombinieren. 6G ermöglicht aufgrund der extrem schnellen Datenübertragung, der sehr kurzen Reaktionszeiten und der besonders kurzwelligen elektromagnetischen Wellen erstmals auch eine leistungsfähige und ressourcenschonende Sensorik. Diese kann beispielsweise für die sichere, nachhaltige und komfortable Mo­bilität der Zukunft eingesetzt werden, z. B. zur Detektion von Passanten im Straßenverkehr, Fahrradfahrerinnen und -fahrern oder auch zur vor­ausschauenden Verkehrsflussteuerung.

Im Rahmen der jetzt finanzierten Forschungsaktivitäten soll eine intuitive, blockbasierte Benutzeroberfläche und ein Demonstrator entwickelt werden, der zeigt, wie leistungsfähig die Technologie von 6G Sens ist.

Omnisent GmbH: KI-gestützte Echtzeit-Druckluftleckage-Erkennung und -Lokalisierung für industrielle Anwendungen

Das junge Team der Omnisent GmbH überzeugte die Jury von seiner Idee einer KI-gestützten Lösung zur Erkennung von Druckluftleckagen in Fertigungsprozessen mittels vernetzter KI-Ultraschallsensoren. Unternehmerin Ann-Kristin Balve und Unternehmer Adrien Jathe zeigten, dass aktuell bis zu 30 Prozent der Druckluft durch Leckagen verloren gehen. Das bedeutet jährliche Verluste von weltweit über 83 Milliarden Euro und 415 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen.

Gemeinsam mit den Forschungspartnern im Leistungszentrum InSignA will das junge Start-up Unternehmen jetzt offene Fragen rund um die drahtlose Vernetzung und den energieeffizienten Betrieb der Ultraschallsensoren bearbeiten. Ziel ist es, mit den nachrüstbaren KI-basierten Sensorsystemen kontinuierlich Leckagedaten zu erfassen, zu analysieren und undichte Stellen schnell zu lokalisieren. Das soll Unternehmen helfen, Energiekosten zu senken, CO₂-Emissionen zu verringern und Wartungskosten durch schnelle Reparaturmaßnahmen zu reduzieren.

Prof. Fritz-Hofmann-Gymnasium Kölleda: Informatik begreifen

Der Leiter der Informatik AG, Stefan Rohe, überzeugte die Jury von seiner Idee, Informatik durch haptische und physische Interaktionen greifbar zu machen, ähnlich wie es ein Abakus für Mathematik tut. Er präsentierte seinen Ansatz zur anfassbaren Informatik, bei dem auf einer Platte platzierte LEGO® Steine als Programmiercode dienen. Damit möchte er Kinder und Jugendliche spielerisch für das Thema Programmierung begeistern.

Für diesen neuen, für Schüler erwartungsgemäß spannenden Ansatz erhält der Diplom-Informatiker jetzt Forschungsunterstützung im Bereich der KI-gestützten Bildanalyse. Die Bildanalyse ist notwendig, um den durch LEGO® Steine verkörperten Programmiercode zu erfassen. Er möchte einen effizienten Algorithmus entwickeln, der auf handelsüblichen Smartphones funktioniert und dort die haptischen Algorithmen zuverlässig erkennt und ausführt, die mit der Kamera aufgenommen werden.

DELFA Systems GmbH: Structural Health Monitoring mittels elastomerbasierter Sensoren

Als fünftes Siegerteam wurde die Delfa Systems GmbH von der Jury zur Forschungsförderung ausgewählt. Das junge Unternehmen hat eine innovative Idee zur Erfassung von Rissen und Bewegungen in Bauwerken mit Hilfe elastomerbasierter Sensoren entwickelt. Mit dieser Idee adressiert das junge Unternehmen unter anderem das Problem der aktuell dringend notwendigen Bauwerksüberwachung der öffentlichen Infrastruktur, wie beispielsweise Brücken oder Gebäude. Durch Dehnbarkeit und Flexibilität passen sich die kostengünstigen Sensoren an die Bewegungen von Bauwerken an und  erfassen so präzise die Veränderung der Struktur. So werden zum Beispiel Risse überwacht oder Warnungen ausgegebenen, bevor Schäden an Bauwerken entstehen.,

Im Rahmen des geförderten Forschungsprojekts soll jetzt die Reaktion der Sensoren auf Feuchtigkeit und Temperatur untersucht werden und eine Kompensationsstrategie entwickelt werden. Zudem soll die Tauglichkeit der Sensoren für das Rissbreitenmonitoring an kritischen Infrastrukturbauwerken wie z. B. Brücken mit einem Demonstrator nachgewiesen werden.

Wir wünschen allen Teams viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen!

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